DER WELTENZYKLUS

Ich wüßte nicht, wie ich das Wesentliche dieser Bilder 

den Beschauern durch „Erklärungen“ näher bringen sollte,

denn  l i e ß e  sich das hier Dargestellte  w o r t m ä ß i g  erfassen,

dann würde ich es nicht  i n  F o r m  u n d  F a r b e  gestaltet haben.

Ich kann nur sagen,  daß alles, was ich auf den Bildern zeige,

für mein eigenes  i n n e r e s  Schauen so real gegeben und selbstverständlich ist,

wie für mein äußeres Sehen irgend ein Gegenstand der Außenwelt,

und ich fand Menschen,  die  d a s  g l e i c h e  mit dem inneren Auge erschauen,

und beglückt waren, hier eine künstlerische Wiedergabe zu erkennen.

– WELTEN 


Der Gemäldezyklus Welten umfasst 20 Werke und  gehört zu dem Buch Welten.


Uns liegen keinen besseren Aufnahmen vor. Die Mehrzahl der Weltenbilder kann jedoch in hochwertiger Qualität als Kunstdruck oder sogar als Replikat im Kober-Verlag erworben werden. 


Die Bilder lassen sich durch Anklicken auch vergrößert oder verkleinert betrachten, durch die entsprechende Zoom-Steuerung auf Ihrem Endgerät.


Zur Entstehungszeit des Weltenzyklus: In der zweiten (1960) und dritten (1997) Auflage, S. 126, seines Buches „Der Maler Bô Yin Râ“ schreibt Rudolf Schott über die Bilder des Weltenkreises: „Bô Yin Râ hat jene Kompositionen in Görlitz (ungefähr 1920 bis 1922) für sich und nahe Verstehende gemalt“. Diese Angabe galt danach für viele Jahrzehnte als gesetzt.


Mit den jüngsten Recherchen in den Görlitzer Archiven lässt sich der späteste Zeitpunkt der Fertigstellung auf Mai 1921 datieren, denn in diesem Monat wurde eine Ausstellung des Jakob-Böhme-Bundes in Görlitz, die auch die Weltenbilder enthielt, eröffnet. (Magische Blätter April 2020, S. 137ff)


Dem Buch Aus meiner Malerwerkstatt (S. 44) von Bô Yin Râ kann man entnehmen, dass die ersten geistlichen Bilder hingegen schon in der Welt waren, als es noch keinen Expressionismus gab. In seinem Artikel im Görlitzer Anzeiger vom 5.6.1921 (Magische Blätter April 2020, S. 140) über die oben genannte Ausstellung bezieht Bô Yin Râ eine solche Zeitangabe direkt auf die große Mehrzahl der Weltenbilder. Eine ähnliche Aussage hat Bô Yin Râ sogar in das Vorwort zum Buch Welten (1922) aufgenommen. Datiert man den Beginn des Expressionismus etwa auf die Gründung der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ 1905, bleiben nur die ersten Jahre des Jahrhunderts als Entstehungszeit der ersten geistlichen Bilder übrig. Einen weiteren Hinweis darauf gibt Bô Yin Râ in einem Nachruf auf Max Klinger (Nachlese II, Kober-Verlag, S. 63ff), gestorben am 4.7.1920. Bô Yin Râ schreibt dort, dass er diesem zum ersten Mal vor fünfzehn Jahren, also 1905, begegnet sei und aus dem Folgenden wie auch aus dem zitierten Kapitel von Aus meiner Malerwerkstatt geht hervor, dass erste geistliche Bilder schon damals existierten, auch wenn Bô Yin Râ sie Klinger erst in einer anschließenden Begegnung zeigte. Schließlich fand sich noch ein weiterer Zeitungsartikel aus der Zeit von 1921 mit der Aussage, dass die Weltenbilder schon zwanzig Jahre alt seien (Magische Blätter April 2020, S. 232f).


Erstaunlicherweise schreibt Schott selbst in der ersten Auflage (1927) des eingangs zitierten Malerbuches, die
Bô Yin Râ noch durchsehen konnte: „Bô Yin Râ hat die meisten dieser Kompositionen schon vor langer Zeit – manche liegen fast ein Vierteljahrhundert zurück – gemalt, ...” Wir können also nun als gesichert ansehen, dass die Mehrzahl der
Weltenbilder bald nach dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entstand, zeitgleich mit den ersten, damals noch verborgen gehaltenen Niederschriften des geistigen Lehrwerks (Hortus conclusus und Der Weg meiner Schüler, jeweils im Abschlusskapitel). Zudem lässt sich schließen, dass die heute auf allen Weltenbildern sichtbare fünfeckige Signatur mit den Initialen des geistigen Namens, den Bô Yin Râ erst 1912/1913 in Griechenland erhielt, in den meisten Fällen nachträglich aufgebracht worden sein muss. Tatsächlich tragen selbst die Abbildungen in der Erstauflage (1922) des Buches Welten diese fünfeckige Signatur noch nicht.


In den Magischen Blättern (Monatsheft November 2022, S. 28ff) erfahren wir von der schwedischen Bô Yin Râ-Stiftung, dass alle Weltengemälde „um 1920‟ nach Schweden verkauft wurden. Im Frühjahr 1952 gelangten sie in die Schweiz, wo sie bis heute sind. 1956 wurde die 2. Auflage von Welten im Kober-Verlag mit neuen Abbildungen herausgegeben. Aus den biographischen Daten des Künstlers kann man schließen, dass er die Weltenbilder nach der Görlitzer Ausstellung im Mai 1921 nie wieder zu Gesicht bekam.


Die zitierten Magischen Blätter sind im gleichnamigen Verlag erhältlich. 



* * *


Zum Schluss sei aber nicht verschwiegen, dass die ganzen biographischen Daten auf diesen Seiten für die Aufnahme der Bücher und Bilder unerheblich sind – soweit man mit Aufnahme eine Verinnerlichung vergleichbar der Aufnahme von Nahrung anstrebt, die man zu sich nimmt, um ihre Wirkung zu spüren und nicht, um ihre Inhaltsstoffe zu analysieren.


In diesem Vergleich mit der Nahrung wären die hier gegebenen äußeren Informationen die Verpackung – allerdings nicht mit dem Ziel, den Inhalt zu beschreiben, sondern auf ihn hinzuweisen, dass man ihn finde!


Die biographischen Angaben haben ihren Zweck erfüllt, wenn sie diejenigen, die den Autor und Maler noch nicht kennen, zum Verweilen einladen und zur Prüfung, ob sie das „Lebensmittel“ aufnehmen wollen oder nicht. Diejenigen, denen Bô Yin Râs Werk zum Lebensbegleiter wurde und deren Interesse sich doch irgendwann dem Erdenweg des Urhebers zuneigt, obwohl dies „nicht nötig ist“, mögen sie ohne mühsame eigene Quellensuche nacherleben lassen, wie sein Werk auf die Welt kam.

Share by: